29. August 2025 / Aus aller Welt

Auf dem Turm im Wald - Rudolf Hoffmann ist Feuerwächter

Rudolf Hoffmann könnte den Ruhestand genießen. Doch den 81-Jährigen zieht es auf einen mehr als 30 Meter hohen Turm. Es geht ihm um mehr als ein Naturerlebnis.

Feuerwächter Rudolf Hoffmann hält am nördlichen Rand des Ruhrgebiets Ausschau nach möglichen Bränden.

Rudolf Hoffmann ist 81 Jahre alt und steigt regelmäßig freiwillig rund 200 Stufen einen Turm im Ruhrgebiet hinauf. Wieso? Der Rentner geht auf Feuerjagd. Er ist einer von nur noch wenigen Feuerwächtern in Deutschland, die auf Türmen nach Waldbränden Ausschau halten, um diese möglichst früh zu erkennen - und dann Alarm zu schlagen.

Mit Feuerwächtern besetzte Türme sind nur noch in drei Bundesländern zu finden. Neben Nordrhein-Westfalen sind das Thüringen mit mehreren Türmen und Sachsen mit einem Turm im Landkreis Leipzig. 

In immer mehr besonders gefährdeten Wäldern werden Kameras beziehungsweise Sensoren zur frühen Waldbranderkennung installiert. In anderen Regionen halten Piloten bei sehr hoher Waldbrandgefahr aus der Luft Ausschau nach einer Rauchsäule. 

Das Berliner Unternehmen IQ Technologies for Earth and Space GmbH hat nach eigenen Angaben in acht Bundesländern rund 190 optische Sensorsysteme installiert. Im besonders gefährdeten Brandenburg wurde das System der Feuerwachtürme mit Personal schon vor über 20 Jahren durch ein automatisiertes System abgelöst. 

Försterin Carla Paul vom Regionalverband Ruhr, der drei Feuerwachtürme unterhält, erklärt, dass es im Unterschied zu Kamerasystemen, die in NRW auch zum Einsatz kommen, bei den mit Menschen besetzen Feuerwachtürmen um mehr geht, als nur den Waldbrand an sich zu erkennen. «Wir wollen diese Nähe zu den Bürgern», sagt sie. Die 35 bis 39 Meter hohen Türme stünden Besuchern offen. Diese könnten sich dort mit den Feuerwächtern unterhalten. 

 

Wenn Hoffmann oder einer seiner Kollegen einen Brand entdeckt, können sie mit einer Kreuzpeilung von allen drei Türmen aus den Ort in der Landschaft genauer bestimmen. Das sind wichtige Hinweise für Feuerwehr und Förster. Deshalb ist an der Decke der kleinen Wächterkabine an der Spitze des Turms in Dorsten am nördlichen Rand des Ruhrgebietes auch eine Scheibe mit den Himmelsrichtungen und Gradzahlen befestigt. 

Besonders komfortabel ist der Arbeitsplatz nicht. Es gibt keine Toilette, und Wasser und Proviant müssen hochgetragen werden. Wer mal muss, hat knapp 200 Stufen und einige Schritte in den Wald vor sich und den Rückweg zurück nach oben.

«Mich motiviert in erster Linie der Schutz der Natur. Es wurde viel, viel geredet darüber, sehr wenig getan», sagt Hoffmann, der im siebten Jahr hier ist. Er trifft Wanderer, die das grandiose Panorama genießen, Vögel rasten auf seiner Plattform und manchmal grüßt auch ein Pilot, der mit den Flügeln wackelt.


Bildnachweis: © Henning Kaiser/dpa
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