Die durchschnittliche Zahl der Kinder, die eine Frau in Deutschland zur Welt bringt, ist erneut gesunken. Der als Geburtenrate bezeichnete Wert betrug vergangenes Jahr 1,35, wie das Statistische Bundesamt mitteilt. Damit lag er zwei Prozent niedriger als im Vorjahr. Der Rückgang verlangsamte sich allerdings deutlich: In den Jahren 2022 und 2023 war die Geburtenrate noch um acht beziehungsweise um sieben Prozent zurückgegangen. Ähnlich niedrige und auch noch niedrigere Werte als vergangenes Jahr gab es in Deutschland sowohl in den 1990er Jahren als auch im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends. Dass sie anschließend zwischenzeitlich anstiegen, führt Martin Bujard, Forschungsdirektor beim Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung, auf hohe Investitionen in die Familienpolitik zurück, etwa in Elterngeld und die Kinderbetreuung. Die aktuellen Zahlen seien besorgniserregend. Der Rückgang liege an den multiplen Krisen, mit denen die Menschen konfrontiert seien: der Krieg in der Ukraine und die schlechte wirtschaftliche Entwicklung, aber auch die Klimakrise, Inflation und das Erstarken des Rechtspopulismus. «Wir sehen nach wie vor sehr, sehr niedrige Werte in Deutschland und Europa. Die langfristigen Auswirkungen einer so niedrigen Geburtenrate werden leider vielfach noch unterschätzt», sagt Bujard. Diese zeigten sich erst nach Jahrzehnten, wenn eine veränderte Altersstruktur zu Fachkräftemangel und sinkenden Renten trotz höherer Beiträge führe. «Das kostet enorm viel Wohlstand», sagt er. So gehe der derzeitige Fachkräftemangel auf die niedrigen Geburtenraten in den 1980er, 1990er und 2000er Jahren zurück. Der Experte plädiert für mehr Investitionen in die Kinderbetreuung, die Eltern in den vergangenen Jahren oft als nicht mehr verlässlich erlebten. Denn tatsächlich wünschten sich die Menschen Kinder: bei 1,8 Kindern liege dieser Wert Untersuchungen zufolge bei Frauen und Männern. Damit der Kinderwunsch nicht aufgeschoben, sondern umgesetzt werde, brauche es vor allem eine gesellschaftliche Atmosphäre, die Mut mache und ein positives Bild von Familie vermittele. Die niedrigste Geburtenrate wurde vergangenes Jahr mit 1,21 für Berlin, die höchste mit 1,42 für Niedersachsen errechnet. In den östlichen Flächenländern lag die Rate mit 1,27 Kindern je Frau deutlich unter der in den westlichen Bundesländern mit 1,38 Kindern je Frau. Der Rückgang wurde in allen Bundesländern festgestellt: am stärksten in Thüringen mit einem Minus von 7 Prozent auf 1,24, am geringsten in Baden-Württemberg mit einem Minus von 1 Prozent auf 1,39. Bei Frauen mit deutscher Staatsangehörigkeit betrug die Geburtenrate 1,23 Kinder - ein ähnlich niedriger Wert wurde den Angaben zufolge zuletzt vor knapp 30 Jahren im Jahr 1996 gemessen, als eine Frau im Schnitt 1,22 Kinder bekam. Doch auch hier habe sich der jährliche Rückgang abgeschwächt, erklärte das Bundesamt. Bei Frauen mit ausländischer Staatsangehörigkeit lag die Geburtenrate bei 1,84 Kindern, das bedeutet ein Minus von zwei Prozent. «Die Geburtenhäufigkeit der ausländischen Frauen geht seit 2017 fast kontinuierlich zurück», hieß es dazu. Die bis 2023 vorliegenden Daten zeigten, dass die Rate in den meisten Staaten der Europäischen Union (EU) im Vorjahresvergleich weiter gesunken sei, erklärt das Bundesamt. Sie betrug für alle 27 EU-Staaten 2023 durchschnittlich 1,38 Kinder je Frau - zehn Jahre zuvor waren es noch 1,51 Kinder je Frau. Deutschland lag 2023 im europäischen Durchschnitt. Am höchsten war die Rate in dem Jahr in Bulgarien mit 1,81 Kindern je Frau, die niedrigsten Raten wurden für Malta mit 1,06 und für Spanien mit 1,12 Kindern je Frau nachgewiesen. Der Kinderwunsch wird tendenziell immer weiter aufgeschoben: Das durchschnittliche Alter der Mütter bei der Geburt ihres ersten Kindes betrug 2024 in Deutschland 30,4 Jahre, die Väter waren im Schnitt 33,3 Jahre alt. Im Jahr 2015 waren Mütter im Durchschnitt 29,7 Jahre und Väter 32,8 Jahre alt.Experte: Negative Auswirkungen unterschätzt
Niedrigste Rate in Berlin, höchste in Niedersachsen
Rückgang in meisten EU-Staaten
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Geburtenrate sinkt auf 1,35 Kinder je Frau
Frauen bringen pro Person weniger Kinder zur Welt. Vergangenes Jahr verlangsamte sich der Rückgang. Ein Experte spricht trotzdem von einer besorgniserregenden Entwicklung.
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