29. Juni 2025 / Aus aller Welt

«Schon sehr lustig» - Indoor-Camping im Hochsommer

Draußen sind es 30 Grad, drinnen in der Halle sitzen Paare vor ihren Wohnwagen. Sie suchen Camping-Romantik ohne die damit verbundenen Entbehrungen. Wobei: Einigen ist es fast schon zu authentisch.

Nass werden kann man nicht: Das Basecamp in Bonn garantiert Trocken-Camping.

In bester Laune sitzt Simon Wombwell in T-Shirt und Shorts vor seinem Wohnwagen. «Typisch Engländer!», ruft er und reckt dazu die Flasche Bier in seiner Hand. Seine Partnerin Anne Taylor lacht. Das Paar aus der Nähe von Bristol genießt einen Camping-Urlaub in Deutschland. Der grüne Rasen ist allerdings künstlich - und der blaue Himmel an diesem heißen Sommerabend nicht zu sehen. Denn Simon und Anne machen Indoor-Camping. Nass werden können sie hier höchstens unter der Dusche.

Abend-Atmosphäre wie auf einem echten Campingplatz

«Trocken-Camping» - so nennt es Thomas Lenz, Sprecher des Bonner Basecamp. In einer Halle stehen 13 Retro-Wohnwagen, vier massige US-Airstream-Reiseanhänger, zwei ausrangierte Schlafwagen der Bahn und eine alte Schweizer Berggondel.

Wenn man zwischen den Wohnwagen umhergeht, fühlt es sich fast so an wie auf einem echten Campingplatz. Die Leute sitzen draußen an kleinen Klapptischen, essen und trinken und unterhalten sich. Eine Frau ist mit Handtuch und Kulturbeutel unterwegs zu den Wasch- und Toilettenräumen. Und an einer Ecke sind zwei Camper miteinander ins Plaudern gekommen. Und das alles, während draußen die Sonne scheint - tagsüber war es 30 Grad heiß.

Paul Starrach aus Gießen hat den Aufenthalt zu seinem 70. Geburtstag von seiner Lebensgefährtin Renate Rothenbächer (60) geschenkt bekommen. Er ist passionierter Camper - und begeistert von der Indoor-Version. «Ich habe so etwas noch nie gesehen», erzählt er.

Aber ist das wirklich mit echtem Campen unter freiem Himmel vergleichbar? Paul Starrach zuckt mit den Schultern: «Echte Camper sind flexibel. Ich kann's jedem empfehlen.»

Das Basecamp sei eigentlich in erster Linie für jüngere Leute als preiswerte und originelle Übernachtungsmöglichkeit attraktiv, sagt Thomas Lenz. «Aber wir haben auch viele ältere Herrschaften hier. Das sind Menschen, die früher oft gecampt haben, aber jetzt in einem Alter sind, in dem sie es nicht mehr machen können oder wollen - die aber einfach noch mal dieses Camping-Erlebnis haben möchten.» Die Tatsache, dass die Wohnwagen alle sehr alt sind, teilweise 70 Jahre, verstärkt bei den Senioren das Nostalgie-Gefühl.

Camping-Romantik ohne Entbehrungen

Roxane Boucq und Apolline Bauer dagegen sind zwei junge Französinnen aus Lyon und Straßburg. Roxane geht öfters campen, aber immer im Zelt, nicht im Wohnwagen. Apolline hat noch fast keine Camping-Erfahrung. Sie hat sich vor allem davon anlocken lassen, dass auf den Fotos im Internet alles «so lustig» aussah. Das hat sich für sie in der Realität nun mehr als bestätigt.

«Der überwiegende Teil der Gäste sind keine echten Camper, aber es gibt viele, die dieses Camping-Spiel, dieses Camping-Feeling haben wollen», erklärt Thomas Lenz. «Sie wünschen sich das - aber sie wollen dabei nicht nass werden.» Camping-Romantik ohne die damit verbundenen Entbehrungen sozusagen. Wobei Verena aus Hannover sogar findet, dass das Camping-Erlebnis hier sehr authentisch ist: «Ich habe schon ein bisschen geschluckt, weil die Toiletten ja Gemeinschaftstoiletten sind. Aber ach, kann man überleben.»

Simon Wombwell und Anne Taylor haben echtes Campen in der freien Natur mal ausprobiert, aber das endete in einem ziemlichen Fiasko. Hier im Basecamp gefällt es ihnen dagegen sehr gut. «Wir sind letztlich auch gar nicht für das Camping-Gefühl gekommen», gesteht Simon. «Wir sind hierhergekommen, weil wir mal was anderes sehen wollten. Irgendwas, was wir zuhause nicht haben. Und das hier ist schon wirklich sehr lustig.»


Bildnachweis: © Oliver Berg/dpa
Copyright 2025, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten

Meistgelesene Artikel

Weihnachtsmarktsaison geht mit «Winterdorf» los
Aus aller Welt

Glühwein schon im Oktober: In Bayreuth wird heute das «Winterdorf» eröffnet - 70 Tage vor Heiligabend. Märkte mit Weihnachten im Namen beginnen auch bald schon.

weiterlesen...
Heidenheim an der Brenz - Zeugen nach Unfall gesucht / Nach einer Unfallflucht a...
Polizeimeldung

Ulm (ots) - Der Unfall ereignete sich um 18.50 Uhr in der Adlerstraße Ecke Bergstraße. Ein 40-Jähriger fuhr mit...

weiterlesen...
Polizei stoppt Gurtmuffel und Handynutzer / Am Donnerstag ertappte die Polizei i...
Polizeimeldung

Ulm (ots) - Weil sich die Fahrenden nicht an die Regeln und Gesetze hielten, stoppte die Polizei zwischen 10 Uhr und 11...

weiterlesen...

Neueste Artikel

Heidenheim/Giengen - Einbruch bei Gaststätten / Am frühen Donnerstagmorgen hatte...
Polizeimeldung

Ulm (ots) - In der Zeit zwischen 3 Uhr und 6 Uhr waren Einbrecher in der Straße Am Bühlfeld zu Gange. Dort hebelten...

weiterlesen...
Was der Nachweis von Polio-Wildviren im Abwasser bedeutet
Aus aller Welt

Eigentlich kommen Polio-Wildviren fast nur noch in Afghanistan und Pakistan vor. In Deutschland gab es für den Erreger, der zu Kinderlähmung führen können, lange keinen Nachweis - bis jetzt.

weiterlesen...

Weitere Artikel derselben Kategorie

Was der Nachweis von Polio-Wildviren im Abwasser bedeutet
Aus aller Welt

Eigentlich kommen Polio-Wildviren fast nur noch in Afghanistan und Pakistan vor. In Deutschland gab es für den Erreger, der zu Kinderlähmung führen können, lange keinen Nachweis - bis jetzt.

weiterlesen...
«Operation Endgame» schaltet Schadsoftware ab
Aus aller Welt

Ermittler in der ganzen Welt haben zusammengearbeitet. Der Erfolg: «einer der gefährlichsten Stealer und einer der meistgenutzten Trojaner weltweit» wurden unschädlich gemacht.

weiterlesen...