27. August 2025 / Aus aller Welt

Stachlige Rüstung: Ankylosaurier mit beispielloser Panzerung

Ankylosaurier sind für ihre Panzer bekannt. Doch ausgerechnet der früheste Vertreter der Gruppe wartete mit einer beispiellosen Rüstung auf. Wofür der riesige Aufwand? Forschende haben eine Vermutung.

Eine grafische Darstellung zeigt eine Rekonstruktion von Spicomellus afer.

Ankylosaurier sind bekannt für ihre Panzer aus Knochenplatten - manche hatten sogar Schwanzkeulen. Doch ausgerechnet der früheste bekannte Vertreter dieser Pflanzenfresser, der vor rund 165 Millionen Jahren über die Erde stapfte, wies eine beispiellose Rüstung auf. Im Fachjournal «Nature» stellt eine Gruppe um Susannah Maidment vom Natural History Museum in London Funde vor, die aus dem Mittleren Atlas in Marokko stammen.

Die Ankylosaurier mit Dutzenden von Arten lebten überwiegend in der Kreidezeit - also vor 143 Millionen Jahren bis zum Aussterben der Dinosaurier vor 66 Millionen Jahren. Die Gruppe entstand jedoch wohl schon vor rund 170 Millionen Jahren. Über ihren frühesten Vertreter, die Art Spicomellus afer, wusste man bisher kaum etwas, weil von ihr nur eine Rippe vorlag - gefunden ebenfalls in Marokko.

Vier Meter lang und bis zu zwei Tonnen schwer

Nun haben Forscher dort zahlreiche weitere Knochen gefunden - und rekonstruieren damit das Erscheinungsbild der Art, die damals auf dem Superkontinent Gondwana auf der Südhalbkugel lebte. Das Museum spricht in einer Mitteilung vom «ungewöhnlichsten Dinosaurier der Welt».

«Das neue Exemplar zeigt extreme Varianten der Panzerung, die sich von allen lebenden oder ausgestorbenen Wirbeltieren unterscheiden und weit außerhalb des Spektrums von anderen gepanzerten Dinosauriern liegen», heißt es in der Studie. 

Erstautorin Maidment schätzt, dass S. afer etwa vier Meter lang und 1,5 bis 2 Tonnen schwer war. Der Studie zufolge trug das Tier nicht nur Panzerplatten, sondern es war zudem geradezu gespickt mit stachelartigen Fortsätzen, die sich von Hals und Nacken über den Rücken bis zur Schwanzspitze zogen. Besonders lange Fortsätze hatte das Tier an Hals und Nacken, entlang der Seiten und an der Schwanzspitze.

Einzigartige Halspanzerung von Spicomellus

Das deute darauf hin, dass Ankylosaurier dieses extravagante Aussehen möglicherweise nur zu Anfang hatten und erst danach allmählich einfachere Panzerungen entwickelten, heißt es. Auch die Präsenz einer Waffe an der Schwanzspitze bei S. afer lasse vermuten, dass diese Entwicklung schon am Anfang der Gruppe stand - 30 Millionen Jahre früher als bisher angenommen.

Am auffälligsten ist aber der Nacken des Tiers mit fünf Stacheln, von denen mindestens zwei fast einen Meter lang waren. «Die einzigartige und auffällige Halspanzerung von Spicomellus muss energetisch aufwendig zu bilden und auch zu tragen gewesen sein», schreibt die Gruppe. «Bei lebenden Tieren sind Strukturen mit offensichtlich beschränkter Funktionalität und verbunden mit aufwendiger Energie tendenziell sexuell selektiert und dienen dem Zeigen oder Kämpfen.» 

Anders formuliert: Der Stachelpanzer sollte bei der Balz imponieren und potenzielle Rivalen abschrecken. Erst die späteren einfacheren Panzerungen der Ankylosaurier hätten primär der Verteidigung gedient, mutmaßt die Gruppe. Dazu passe, dass viele Fressfeinde - darunter Krokodile, größere Säugetiere und tonnenschwere fleischfressende Dinosaurier - vermehrt in der Kreidezeit aufgekommen seien.


Bildnachweis: © Matthew Dempsey/-/dpa
Copyright 2025, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten

Meistgelesene Artikel

Heidenheim an der Brenz - Zeugen nach Unfall gesucht / Nach einer Unfallflucht a...
Polizeimeldung

Ulm (ots) - Der Unfall ereignete sich um 18.50 Uhr in der Adlerstraße Ecke Bergstraße. Ein 40-Jähriger fuhr mit...

weiterlesen...
Polizei stoppt Gurtmuffel und Handynutzer / Am Donnerstag ertappte die Polizei i...
Polizeimeldung

Ulm (ots) - Weil sich die Fahrenden nicht an die Regeln und Gesetze hielten, stoppte die Polizei zwischen 10 Uhr und 11...

weiterlesen...
Königsbronn - Beim Überholen zusammengestoßen / Einen abbiegenden Autofahrer übe...
Polizeimeldung

Ulm (ots) - Ein 24-Jähriger fuhr gegen 2.30 Uhr in der Heidenheimer Straße in Richtung Aalen. Auf Höhe eines...

weiterlesen...

Neueste Artikel

Erdrutsch begräbt Reisebus in Vietnam – sechs Tote
Aus aller Welt

Plötzlich donnern in Vietnam Felsbrocken auf einen vollbesetzten Reisebus – es gibt Tote und Verletzte. Die Retter erreichen die Unglücksstelle erst nach Stunden.

weiterlesen...
Wie ein deutscher Bettler in Rom zum Heiligen wurde
Aus aller Welt

Es ist eine wundersame Geschichte: Im November 2022 erfror ein deutscher Obdachloser auf dem Petersplatz. Nun ist er als Apostel auf einem Altargemälde zurück.

weiterlesen...

Weitere Artikel derselben Kategorie

Erdrutsch begräbt Reisebus in Vietnam – sechs Tote
Aus aller Welt

Plötzlich donnern in Vietnam Felsbrocken auf einen vollbesetzten Reisebus – es gibt Tote und Verletzte. Die Retter erreichen die Unglücksstelle erst nach Stunden.

weiterlesen...
Wie ein deutscher Bettler in Rom zum Heiligen wurde
Aus aller Welt

Es ist eine wundersame Geschichte: Im November 2022 erfror ein deutscher Obdachloser auf dem Petersplatz. Nun ist er als Apostel auf einem Altargemälde zurück.

weiterlesen...