Das Urteil ist gefallen: Gérard Depardieu wird schuldig gesprochen – doch er bleibt in Freiheit. Wegen sexueller Übergriffe erhält der Schauspieler 18 Monate Haft auf Bewährung. Für viele ist es ein überfälliger Schuldspruch. Doch ist dies eine gerechte Strafe oder ein zu mildes Urteil? Und wie geht es für Depardieu nun weiter? Das Gericht folgte mit dem Strafmaß weitgehend der Forderung der Staatsanwaltschaft. Im Prozess ging es um sexuelle Belästigung am Filmset von «Les volets verts» (Die grünen Fensterläden) von Regisseur Jean Becker im Jahr 2021. Eine Ausstatterin und eine Regieassistentin warfen Depardieu vor, sie unsittlich berührt zu haben. Schon im März warnte eine Sprecherin einer französischen Frauenrechtsorganisation: «18 Monate ohne Konsequenzen – das ist für Betroffene kaum zu ertragen.» Jetzt wurde genau dieses Strafmaß verhängt. Auch aus Kreisen der #MeToo-Bewegung, die international auf das Ausmaß sexueller Übergriffe aufmerksam machen will, ist von einem «fatalen Signal» die Rede. Die Staatsanwaltschaft blieb mit ihrer Forderung deutlich unter der möglichen Höchststrafe von fünf Jahren Haft zurück. Doch für zumindest eine der Klägerinnen scheint das Urteil ein wichtiges Zeichen zu sein: «Ich bin sehr bewegt, ich bin sehr zufrieden mit der Entscheidung – für mich ist das ein Sieg, wirklich, und ein großer Fortschritt», sagte eine der beiden betroffenen Frauen nach der Urteilsverkündung dem Radiosender France Info. «Wir machen Fortschritte, wir kommen voran», sagte sie. «Ich habe das Gefühl, dass Gerechtigkeit gesprochen wurde.» Auch ihre Anwältin zeigte sich erleichtert: «Das ist der Sieg von zwei Frauen – aber auch der Sieg aller Frauen, die hinter diesem Prozess stehen.» Depardieu weist alle Vorwürfe von sich – nur eine Berührung an der Hüfte habe es gegeben, betonte er, aber ohne jede sexuelle Absicht. Doch das Gericht sah es anders: Neben der Bewährungsstrafe soll der Schauspieler auch ins Register für Sexualstraftäter aufgenommen werden. Depardieu blieb der Urteilsverkündung fern. Sein Anwalt kündigte noch am selben Tag Berufung an. Tatsächlich wirkt das Urteil vergleichsweise milde: 18 Monate Haft, vollständig zur Bewährung ausgesetzt. Zum Vergleich: Im Fall des französischen Regisseurs Nicolas Bedos, dem zwei Übergriffe unter Alkoholeinfluss vorgeworfen wurden, verhängte dasselbe Pariser Gericht im Herbst 2024 eine Haftstrafe von einem Jahr – davon sechs Monate ohne Bewährung. Der inzwischen 76-jährige Depardieu - der einst so gefeierte Filmheld («Cyrano von Bergerac», «Asterix und Obelix») - ist aufgrund zahlreicher Anschuldigungen und kritischer Äußerungen in Frankreich mittlerweile eine höchst umstrittene Figur. Doch trotz der Kontroversen um seine Person übernimmt er erneut eine Hauptrolle – im neuen Film «Elle regardait sans plus rien voir» (Sie sah, ohne noch etwas zu sehen) seiner langjährigen Freundin Fanny Ardant. Der Film wird derzeit in Portugal gedreht – möglicherweise auch der Grund, warum Depardieu bei der Urteilsverkündung nicht persönlich anwesend war. «Die Dreharbeiten laufen gut, wir sind sehr zufrieden», zitierten französische Medien Ana Pinhão Moura von der unabhängigen portugiesischen Produktionsfirma APM. Es ist Ardants vierte Regiearbeit. Depardieu spielte bereits in zwei ihrer früheren Filme die Hauptrolle. Für seine Rolle in Ardants neuem Film erntet Depardieu scharfe Kritik. Besonders empört zeigte sich Charlotte Arnould, die den Schauspieler der Vergewaltigung im Jahr 2018 beschuldigt. Auf Facebook schrieb sie an Ardant: «Ich verstehe Sie nicht.» Und weiter: «Gerade hat ein Prozess stattgefunden. Was bedeutet das für Sie – und wie sehr fühlen Sie sich über all dem stehend?» Zahlreiche Frauen warfen Depardieu in den vergangenen Jahren sexuelle Übergriffe vor – teils anonym, teils öffentlich. Ein weiteres Verfahren könnte ihm wegen der Anschuldigungen von Arnould bevorstehen. Ob es dazu kommt, ist noch ungewiss. Fest steht jedoch: Der 76-Jährige bleibt im Visier der Justiz – und im Zentrum einer anhaltenden Debatte über Machtmissbrauch und sexuelle Gewalt im Kulturbetrieb.Ein zu mildes Urteil?
Ein Urteil, das Fragen aufwirft
Wieder vor der Kamera
«Anstandslos»
Ein Ende – oder doch keines?
Bildnachweis: © Aurelien Morissard/AP/dpa
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18 Monate auf Bewährung für Depardieu: Ein zu mildes Urteil?
Gerechtes Urteil oder Star-Bonus? Gérard Depardieu wird wegen sexueller Übergriffe schuldig gesprochen – doch nicht inhaftiert. Der Schauspieler steht derweil wieder vor der Kamera.
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